Die Herausforderung
Viele Führungskräfte geben es zu: Das letzte Präsenztraining entließ Sie nach 2 Tagen frisch gestärkt und mit guten Vorsätzen an Ihren Arbeitsplatz zurück. Der Trainer bekam eine gute Bewertung und sie eine Handvoll Manuskripte zum Selbststudium mit nach Hause. Doch dann, 2 Monate danach, ist das Meiste doch deutlich verblasst und eigentlich sind Sie schließlich bei Ihren “bewährten” Verhaltensweisen geblieben.
Und sie wissen auch warum: Zielvorgaben müssen erreicht werden, es war “einfach noch keine Zeit und eigentlich lief es doch bisher auch so ganz gut”. Hiermit befinden sie sich in bekannter Gesellschaft, denn nach einer Studie der Universität St. Gallen schaffen es 77% der Seminarteilnehmer nicht, gelernte Inhalte in den Arbeitsalltag zu integrieren. Die nächste Herausforderung folgt auf dem Fuße: Wie soll man diese ganze Menge – durchaus hochinteressanten Stoffs – denn behalten? Die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien sind durchaus ernüchternd: Nach einer Stunde sind 50% wieder vergessen, nach 24 Stunden sogar 80% und nach einem Monat geht die Erinnerung rapide gegen Null.
Auch hierauf weiß die Wissenschaft eine Antwort: Gewohnheiten sind “Einbahnstraßen”, heißt es. Somit fühlen sich neue Verhaltensweisen in der Regel erst einmal falsch an. Um dies zu überwinden braucht es viel Energie, denn neue Verhaltensmuster zu erlernen und umzusetzen, erfordert in der Realität viel Training und ständiges Wiederholen. Ganz im Gegensatz dazu, geht die Masse der Seminarteilnehmer aber davon aus, dass auf wundersame Weise, quasi per Fingerschnipp, die Inhalte schon im Gehirn verankert und dann automatisch – bei Bedarf – im Alltag abrufbar sind.
Wer möchte darüber hinaus schon eine “öffentliche” Veranstaltung besuchen, bei der eine bestimmte Verhaltensweise bis zum Exzess unter den Augen von Anderen geübt wird? So stellen also die Trainer einen methodisch-didaktisch gekonnten Mix zusammen oder liefern “Tools”, was zu einer guten Bewertung der Seminare führt und die Teilnehmer dazu motiviert, sich berieseln zu lassen und wenig zu notieren. Entsprechend bringen anschließende Tests der Personalentwicklungsabteilungen regelmäßig auch nur sehr dünne Ergebnisse zu Tage.
Apropos Kontrolle: Der Beobachtung von Teilnehmern im anschließenden Tagesgeschäft kommt eine zentrale Rolle für den Wissens- und Verhaltenstransfer zu. Für diese intensive Arbeit haben Vorgesetzte in der Praxis allerdings keine Zeit. Diese Aufgabe muss heutzutage automatisch und auf Knopfdruck erledigt sein.